Nun, da sich das Jahr 2020 langsam zu Ende neigt, wollen auch wir von den Singfreunden etwas zurückblicken auf dieses außergewöhnliche und herausfordernde 2020.
Als wir dieses Jahr am 5. Januar unsere Generalversammlung abgehalten hatten, waren wir noch voller Tatendrang für das 111-jährige Jubiläumsjahr. Corona war in weiter ferne, in den Nachrichten war davon zu hören, dass in der fernen Volksrepublik China ein neuartiges Virus grassiert. Unser langjähriger 1. Vorstand Franz Probst legte sein Amt nieder und übergab dieses nach einer Ergänzungswahl an Markus Kögel. Thomas Bienerth wurde zum 2. Vorsitzenden gewählt, als Beisitzer rückte Florian Besler in den Vorstand nach.
Und so begann das Sängerjahr wie gewöhnlich mit den Proben in Vorbereitung auf unser Frühjahrskonzert im Mai. Probe für Probe holte uns jedoch die Gewissheit ein, dass dieses Virus nicht in China bleiben würde. In unseren geselligen Runden nach der Probestunde wurde das Thema immer präsenter, kontrovers diskutiert und wir waren wie viele andere nicht sicher, welche Auswirkungen dies alles noch auf uns haben würde.
Mitte März, als die Medienberichte nun täglich, gefühlt fast stündlich über Neuinfektionen und Todesfälle berichten, entscheiden sich unsere Politiker für ein bisher nie erlebtes Mittel, Lockdown! Für jeden persönlich führte dies in der Folge zu Einschränkungen und Entbehrungen, so auch für uns als Chorgemeinschaft, als das Gesang nun als „Risikotätigkeit“ eingestuft und fortan untersagt wurde.
Die Wochen und Monate vergingen, die Fallzahlen gingen zum Glück wieder nach unten und erste Lockerungen für unseren Alltag wurden beschlossen. Die Maske war mittlerweile zu einem Alltagsgegenstand geworden, die man so selbstverständlich mitnahm wie den Geldbeutel.
Nur der Gesang war weiterhin verboten, wir durften uns nicht treffen um zu Proben. Erst nach Intervention bei der Landesregierung in München durch den Vorsitzenden des Kreis-Chorverbandes gelang es, mit einem entsprechenden Hygienekonzept, den Probebetrieb Ende Juni wieder aufzunehmen. Mit Abstand, Platzmarkierung, Desinfektionsmittel und Lüftungspausen war dies nun wieder möglich. Aber es war einfach anders als Vorher. Uns fehlte das über die vielen Jahre so verinnerlichte Begrüßen mit Handschlag und vor allem, dass wir in zwei Schichten proben mussten und sich so alle Sänger im Grunde nie begegneten was für einen kleinen Chor wie dem unserigen gesang- und klanglich linde gesagt etwas schwierig ist. Aber es war ein Anfang, immerhin endlich wieder singen, Kontakte pflegen, mal etwas anderes machen, aus dem mittlerweile neuen Alltag ausbrechen.
Und so probten wir, zwar mit Hindernissen, den Sommer hindurch. Unser neues Ziel für das Jahr hieß nun: Adventskonzert. Etwas ungewöhnlich, dass bereits im Juli das erste Weihnachtslied den Weg in unsere Notenmappe fand, aber angespornt davon, dass wir heuer doch noch vor Publikum singen würden, war der Ehrgeiz groß wie nie.
Nach der kurzen Sommerpause Anfang September fanden wir uns in gewohnter Zwei-Schicht-Manier wieder ein. In den ersten Proben noch weniger, dann mehr und mehr je näher der Herbst kam und die Zahlen im In- und Ausland wieder zu galoppieren begannen, hegten wir Zweifel, ob das mit dem Adventskonzert denn klappen würde.
Nun, Ende Dezember, als diese Zeilen verfasst werden, kam es doch so, wie viele von uns vermuteten: im November kommt der zweite Lockdown, singen ist wieder verboten, der Advent war, zumindest gesanglich, ein sehr leiser und unser Adventskonzert wird, wie viele andere Konzerte, auf hoffentlich 2021 verschoben werden können.
Es schwingt in diesem Text viel Wehmut mit, doch eines ist klar: die Gesundheit unserer Mitmenschen steht an erster Stelle und die Vernunft und das Verständnis hierfür muss gewinnen.
Unsere Gedanken sind bei all jenen, welche durch die Pandemie einen lieben Menschen verloren haben. Ebenso bei allen Mitmenschen, für die Singen oder die Ausübung von Kunst mehr als nur ein Hobby ist und momentan ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten können.
Den Ausblick auf das Sängerjahr 2021 vermögen wir heute nur schwer abzuschätzen. Doch sobald es die Rahmenbedingungen wieder zulassen, werden wir uns wieder mit aller Leidenschaft und Freude dem Gesang widmen, so dass wir uns auf einem Konzert Wiedersehen und vor allem -hören dürfen.
Alle Singfreunde vom Männerchor Betzigau wünschen eine besinnliche Adventszeit und frohe Weihnachten im engsten Familienkreis.
Betzigau, im Dezember 2020